Täglich beanspruchen wir unsere Hände stark. Immerhin beugen und strecken wir die Finger einer Hand im Laufe unseres Lebens in etwa 25 Millionen Mal. Wie intensiv unsere Hände im Einsatz sind, merken wir jedoch bereits bei minimalen Verletzungen wie einem kleinen Schnitt in der Fingerkuppe. Wenn es um Verletzungen unseres „Präzisionswerkzeuge“ geht, sprechen nicht nur unsere Wahrnehmung, sondern auch die Zahlen der AUVA Bände: Bei 41 Prozent aller Arbeitsunfälle sind unsere Hände betroffen!
Damit steht außer Zweifel: Schutzhandschuhe sind unerlässlich! Sie sind für viele Berufsgruppen vorgeschrieben und damit wesentlicher Bestandteil der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA), gleichfalls werden sie für Arbeiten mit nur leichter Schnittgefährdung dringend empfohlen. Das heißt aber auch, dass die Anforderungen an Schutzhandschuhe besonders hoch sind. Für diesen Zweck gibt es Normen.
Doch Hand aufs Herz: Wenn es um Normen geht, wird die Sache schnell kompliziert und zumeist ist die Lust, sich durch sie durchzuarbeiten, endenwollend. Dennoch ist es essenziell, sie zu kennen, um den richtigen Schutz von und für die Hand auszuwählen. Bevor wir Ihnen gleich alle Neuerungen an die Hand geben – unser Ehrenwort: Wir löffeln dieses Süppchen gemeinsam aus – also lassen Sie uns auch zusammen kochen.
Womit wir schon mitten in der Thematik wären: Das Rezept für die neue Norm EN 388 Stand 2016!
Normen im Bereich der Schutzhandschuhe
Zunächst gibt es Grundanforderungen, die ein Schutzhandschuh bestehen muss. Dies werden in der EN 420 festgelegt, z. B. sind das Größenbezeichnungen, CE-Kennzeichnungen, Verfallsdaten und vieles mehr. Darüber hinaus gibt es Normen, die die Art des äußersten Einflusses in den Fokus rücken. Gemeint sind Risiken, vor denen unsere Hände geschützt werden sollen. Das sind:
- Mechanische Risiken: gemeint sind Abrieb oder Schnitte (Schutzhandschuhe mit der Kennzeichnung nach EN 388)
- Thermische Risiken: werden in Bezug auf großer Hitze und Feuer (Schutzhandschuhe mit der Kennzeichnung nach EN 407) tragend
- Schutz gegen Kälte (Schutzhandschuhe mit der Kennzeichnung nach EN 511)
- Chemische Risiken: beispielsweise beim Hantieren mit Chemikalien oder Mikroorganismen (Schutzhandschuhe mit der Kennzeichnung nach EN 374)
Das einfache Rezept der Norm 388:2003: A bis D und von 0 bis 4
Lassen Sie sich davon aber nicht verwirren: Entscheidend ist die Norm 388 für Sie! Wenn Sie sich erstmals mit dieser Norm auseinandersetzen, empfehlen wir Ihnen den Artikel, wo wir die geprüfte Euronorm-Qualität genauer unter die Lupe nehmen.
Doch fassen wir noch einmal zusammen: Anhand von 4 Zahlen zwischen 1 bis 5 können Sie ablesen, wie der Schutzhandschuh in den Tests abgeschnitten hat.
Vermutlich stellen Sie sich nun aber die Frage: Sieht doch ganz gut aus, warum wurde die „alte“ EN 388 / 2003 überarbeitet?
Das „Topping“ der Norm 388:2016: E bis P und von A bis F
Die Antwort ist simpel, wie komplex: Schnittschutzhandschuhe bestehen heutzutage aus Hochleistungsmaterialien wie Glas- und Edelstahlfasern sowie speziellen Garn- und Faserkonstruktionen. Wie bereits ausgeführt, wird bei der Norm (EN 388:2003) die Leistung eines Schutzhandschuhs mithilfe von vier Ziffern ausgedrückt. Der sogenannte „Coup-Test“ untersucht das Prüfmaterial auf seine Schnittfestigkeit hin. Im Testverfahren wird das Prüfmuster von einem mit 5 Newton einwirkenden Rundmesser bearbeitet, das vor- und zurückfährt und zugleich rotiert.
An dieser Stelle setzt die neue Norm an: Zu den Zahlen kommen Buchstaben hinzu!
Neu ist das Ergebnis der Schnittfestigkeitsprüfung nach EN ISO 13997 plus optionaler Stoßschutz. Zweiter Test wird bei gepolsterten Handschuhen angewendet. Genauer gesagt, müssen Schlaghandschuhe Stöße gegen die Knöchel, den Handrücken und die Innenfläche der Hand abfangen können. Doch interessiert für diesen Beitrag das Testverfahren für Schnittfestigkeit mehr.
Vom Pizzaschneider zum japanischen Gemüsemesser
Nochmals zur Wiederholung: Beim „Basis-Testverfahren“ für Schnittfestigkeit (388:2003) wird also ermittelt, wie lange ein rotierendes Messer bei gleichbleibender Kraft braucht, um das Gewebe zu durchtrennen. Je nach Ergebnis erfolgt die Einstufung in die entsprechende Leistungsstufe 1 – 5.
Anders und salopp ausgedrückt lautet hier die Frage: Wie oft muss ein Pizzaschneider hin- und herradeln, bis die Pizza durchschnitten ist.
Beim neuen Prüfverfahren kommt ein japanisches Gemüsemesser mit ins Spiel. Die Frage nun: Wie stark muss die Krafteinwirkung sein, um mit nur einem Schnitt das Gemüse bzw. in diesem Fall das Gewebe zu durchschneiden?
Noch einmal das Testszenarium einfach ausgedrückt: Ein Schnitt: neu aufsetzen, ein Schnitt: neu aufsetzen etc. – und dass mit immer höherem Kraftaufwand.
Das bedeutet:
- Das Prüfmuster wird mit einer geraden Klinge einmalig mit einem Kraftaufwand von 2 bis 30 Newton ausgesetzt
- nach jeder Wiederholung wird die Klinge ausgetauscht und mit einem höheren Kraftaufwand belastet
- Die Prüfergebnisse werden in Newton ausgedrückt und in die jeweilige Klassifikation (A bis F) eingestuft
Mal ehrlich – wir hören Sie schon überlegen: Gemüse oder doch lieber Pizza? Aber vorweg: Gemüse macht absolut Sinn und hält Sie aber vor allem Ihre Hände fit.
Schmeißen Sie nicht alles in einen Topf
Generell ist anzumerken: Sie können die beiden Messverfahren nicht miteinander mixen oder etwa Gemüse und Pizza in einen Topf schmeißen! Der Basis-Schnitttest (EN 388:2003) sowie das „Topping“ (EN 388:2016) prüfen ganz unterschiedliche Bereiche: Es kann keine Korrelation zwischen den Ergebnissen der beiden Testverfahren gezogen werden!
Die erste Ebene des Prüfsystems liefert mit konstanter Kraft von 5 Newton keine repräsentativen Aussagen zu Schnittgefährdungen unter Einfluss von höheren Gewichten. Das neue Testverfahren nach ISO 13997 ermittelt eindeutig bessere Ergebnisse, da die Prüfung mit variabler Kraft zwischen 2 und 30 Newton durchgeführt wird.
Wichtiger Hinweis: Überprüfen Sie, ob Ihre Persönliche Schutzausrüstung dem neuen Prüfverfahren standhält, insbesondere an Ihrem individuellen Arbeitsplatz! Viele Handschuhe, die nach alten Prüfverfahren die höchste Leistungsstufe 5 geschafft haben, erreichen nach der neuen Prüfmethodik nicht automatisch die höchste Einstufung, obwohl sich die praktische Schnittschutzleistung des Handschuhs nicht verändert hat.
Was bedeutet das nun konkret? Zukünftig etwas mehr Gemüse und Natur am Teller?
Unser Grüner: Schutzhandschuh TIGERFLEX® PLUS ECOLINE Line
Die geänderte Norm schlägt sich freilich auch auf unser Produktsortiment nieder, somit erfahren all unsere Schnitthandschuhe ein entsprechendes „Update“. Unser „grünster“ Schutzhandschuh – der Schutzhandschuh TIGERFLEX® PLUS ECOLINE Line. Ein ressourcenschonender, universeller Schutzhandschuh mit hervorragendem Tragekomfort und optimaler Griffigkeit durch einzigartige TIGERFLEX®-Beschichtung. Das hautfreundliche und weiche, nahtlos rundgestrickte Trägergewebe hat eine gut anliegende Passform. Dank ca. 88 % recycelten PET-Flaschen ist das Trägergewebe besonders ressourcenschonend. Extra-Plus: 100 % plastikfreie Verpackung.
Unter den Schnittschutzhandschuhen können wir den – nach OEKO-TEX® STANDARD 100 zertifizierten – Schnittschutzhandschuh TIGERFLEX W-250 Level C besonders empfehlen. Ein universeller Schnittschutzhandschuh, der durch besten Tragekomfort und optimalem Grip durch unsere bewährte TIGERFLEX®-Beschichtung überzeugt. Für Arbeiten in trockenen Arbeitsbereichen mit mittleren Anforderungen an Schnittschutz und mechanische Belastungen. Extra-Plus: Touchscreenfähig.
Ein weiterer touchscreenfähiger Schnittschutzhandschuh in unserem Sortiment, diesmal mit ESD-Funktion nach EN 16350: Schnittschutzhandschuh ESD W-210 Level C. Der Schutz gegen elektrostatische Entladung ist ideal zum Bedienen von Bildschirmen mit kapazitivem Touchscreen. Dieser Schnittschutzhandschuh ist für Arbeiten mit Schnittschutzanforderungen im Bereich der Elektroindustrie oder auch die Montage von empfindlichen elektronischen Bauteilen optimiert.
Sind wir endlich beim Dessert angelangt? Fast möchten wir meinen: Der nächste Gang ist jetzt Ihre richtige Größe herauszufinden:
Mit diesem Trick ermitteln Sie Ihre Handschuhgröße