Gesund den Arbeitsalltag zu beschließen ist wohl das Wünschenswerteste für jede Handwerkerin und jeden Handwerker. Die meisten wissen, welchen Arbeitsschutz sie bei ihrer Tätigkeit brauchen, damit weder Berufskrankheiten noch Verletzungen eine Chance haben. Dennoch weist die Statistik jährlich (zu) viele Unfälle aus. In diesem Beitrag möchten wir auf typische Gefahren hinweisen und Tipps für die Vorsorge in der Praxis geben.
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Jeder Unfall ist einer zu viel!
Um eine Vorstellung zu bekommen, wie viele Menschen von Arbeitsunfällen betroffen sind, haben wir in den Jahresreport 2021 der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA geblickt: Für das Jahr 2021 meldete diese in der AUVA Arbeitsunfallstatistik 77.700 gemeldete, anerkannte Arbeitsunfälle. Mit rund 17.000 Arbeitsunfällen verzeichnet das Bauwesen (Hoch- und Tiefbau sowie gesamtes Baunebengewerbe) auch 2021 die meisten Arbeitsunfälle, gefolgt vom produzierenden Sektor. Dort ereigneten sich mit 2.747 die meisten Unfälle in der Herstellung von Metallerzeugnissen, gefolgt von der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (2.301) und vom Maschinenbau (2.038 Unfälle). Mehr als tausend Arbeitsunfälle ereigneten sich im Bereich der Produktion von Holz-, Flecht- und Korbwaren, bei der Herstellung von Glas, Glaswaren, Keramik und Verarbeitung von Steinen und Erden sowie bei der Metallerzeugung und -bearbeitung. 123 Arbeitsunfälle endeten im Jahr 2021 tödlich.
Bauwesen | 17.000 |
Herstellung von Metallerzeugnissen | 2.747 |
Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln | 2.301 |
Maschinenbau | 2.038 |
Weitere Produktion | 1.000 |
Prävention ist das Gebot der Stunde
Um die Anzahl der Arbeitsunfälle zu senken, gibt es u.a. vom Gesetzgeber entsprechende Vorschriften und Unterweisungspflichten in Betrieben. Die AUVA leistet zudem Präventionsarbeit, um Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden. Im Interview hat Bernd Toplak, Leiter der Präventionsabteilung der AUVA-Landesstelle Wien, seine Sicht dargelegt:
„Den größten Handlungsbedarf sehe ich in der gemeinsamen Bewusstseinsbildung. Wir als AUVA sehen die Beratung und Unterstützung der Arbeitgeber:innen als unsere Kernaufgabe. Doch Prävention ist die gemeinsame Aufgabe von uns allen. Es braucht Multiplikator:innen und Partner:innen, damit das Thema einen höheren Stellenwert in Österreich bekommt. Dazu kommt, dass beim Thema Prävention oft zu kurzfristig gedacht wird. Natürlich muss man zunächst investieren, aber es sollte der nachhaltige Erfolg im Vordergrund stehen. Die Arbeitsverhältnisse müssen so gestaltet werden, dass sie sicher und ergonomisch sind und dass die Mitarbeitenden so lange wie möglich fit bleiben. Altersgerechtes Arbeiten muss sowohl für eine:n 16-jährige:n Büroangestellte:n wie auch für eine:n 60-jährige:n Elektriker:in gewährleistet werden. Deshalb ist es so wichtig, dass wir hier schon im Vorfeld Bewusstsein bei den Betroffenen schaffen.„
Bernd Toplak, Leiter der Präventionsabteilung der AUVA-Landesstelle Wien / © Christoph Liebentritt
Wir luden Bernd Toplak zudem zu einer Talk-Runde in die Würth Österreich Zentrale in Böheimkirchen ein, wo er die Aufgaben der AUVA darlegte und im Gespräch mit Würth PSA-Spezialisten und einer Verkaufsberaterin die Bedeutung der Unternehmen unterstrich, die diesen bei der Unfallprävention zukommt:
Vieles kann jede:r Einzelne:r tun, um sich bestmöglich zu schützen, sofern die Gefahren erkannt werden und Bewusstsein dafür geschaffen wurde. Siegfried Kalteis ist seit vielen Jahren Würth Spezialist für Arbeitssicherheit. Er kennt die typischen Gefahren und Risiken im Arbeitsalltag aufgrund seiner Erfahrung und seines laufenden Austausches mit Kundinnen und Kunden. Mit ihm gemeinsam haben wir einige typische Gefahren aufgespürt und ihn gebeten, Tipps für den bestmöglichen Schutz zu geben:
Die 10 wichtigsten Tipps für die Praxis
1. Arbeitsschutz – Was bedeutet das?
Das Leben und die Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden durch die Rechtsvorschriften des Arbeitsschutzes geschützt (siehe Arbeitsinspektion). Maßgebend dabei ist es, nicht erst zu handeln, wenn ein Unfall geschehen ist, sondern für Prävention zu sorgen. Das bedeutet, alle Maßnahmen zu setzen, damit das Unfall- und Gefahrenrisiko minimiert wird. Daher sind laut § 3 des ArbeitnehmerInnenschutzgesetz Arbeitgeber:innen verpflichtet, in Bezug auf alle Aspekte, die die Tätigkeit der Arbeitnehmer:innen betreffen, für deren Sicherheit und Gesundheitsschutz zu sorgen. Wir haben nachfolgend einige Aspekte der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) aus diesem umfassenden Themengebiet herausgenommen, um zu zeigen, wie einfach Prävention erfolgen kann.
Als persönliche Schutzausrüstung (PSA) gilt übrigens laut Arbeitsinspektion „jede Ausrüstung, die dazu bestimmt ist, von den Arbeitnehmer:innen benutzt oder getragen zu werden, um sich gegen eine Gefahr für ihre Sicherheit oder Gesundheit bei der Arbeit zu schützen, sowie jede mit demselben Ziel verwendete Zusatzausrüstung.“ Mit diesen einfachen Tipps von Siegfried Kalteis, Würth Spezialist für Arbeitssicherheit, kann jede:r Einzelne:r gut vorsorgen.
2. Handschutz
Täglich beanspruchen wir unsere Hände stark. Immerhin beugen und strecken wir die Finger einer Hand im Laufe unseres Lebens in etwa 25 Millionen Mal. Wie intensiv unsere Hände im Einsatz sind, merken wir bereits bei minimalen Verletzungen wie einem kleinen Schnitt in der Fingerkuppe. Dass es oftmals nicht bei einem kleinen Schnitt bleibt, sondern auch erhebliche Verletzungen an den Händen passieren, bestätigen die Zahlen der AUVA: Bei 41 Prozent aller Arbeitsunfälle sind nämlich unsere Hände betroffen!
Also hilft nur eines: Handschuhe anziehen! Doch welche? Sigi Kalteis, Würth Spezialist für Arbeitsschutz, weiß genau, bei welchen Tätigkeiten welcher Handschutz zur Anwendung kommen sollte. Jede Entscheidung beruht daher auf einer Gefahrenevaluierung um zu eruieren, wovor man sich schützen muss. Einfache Staub- und Schmutzhandschuhe wie der Tigerflex schützen vor mechanischen Risiken. Wer mit scharfkantigen Metallen arbeitet, greift besser zum Schnittschutzhandschuh. Baustellenhandschuhe aus Leder eignen sich für grobe Arbeiten mit z.B. Ziegel. Schweißerhandschuhe bieten sehr guten Schutz vor Strahlungshitze und lassen Schweißperlen und Funken abtropfen. Hitzehandschuhe schützen die Hand vor kurzer Kontakthitze von bis zu 350° Grad Celsius. Einweghandschuhe kommen für Reinigungs- oder Malerarbeiten zu Einsatz sowie bei öligen und fettigen Untergründen. Und was es mit dem Tormannhandschuh auf sich hat, erklärt Siegfried Kalteis im Video:
Etwas theoretischer als das Video ist unser Bericht über die Norm EN 388 Stand 2016 für Schutzhandschuhe, den Sie jedenfalls auch lesen sollten. Alles, was Sie über diese Norm wissen müssen, haben wir hier kompakt zusammengefasst.
3. Gehörschutz
Kapselgehörschutz, Gehörschutzstöpsel, Bügelgehörschutz…. Wer jetzt meint, wir würden mit der großen Auswahl an Gehörschutz viel Lärm um nichts machen, der irrt. Wer nämlich häufig starkem Umgebungslärm ausgesetzt ist, muss mit einem Gehörschaden rechnen. Dieser tritt nicht unmittelbar auf, aber von einer langfristige Schädigung bzw. Beeinträchtigung des Gehörs nach Jahren und Jahrzehnten kann fix ausgegangen werden.
Um zu wissen, welchen Gehörschutz Sie bei Ihrer Tätigkeit benötigen, ist es erforderlich, die Lautstärke in Dezibel zu messen. Die Dämmleistung des Gehörschutzes ist auf den Produkten angedruckt und gibt daher Auskunft, um wie viel Dezibel Sie damit die Lärmbelastung senken können. Ziel ist, diese auf 80 Dezibel zu reduzieren. Was die EU-Richtlinie „Lärm“ dazu festgelegt hat, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Wie Gehörschutz richtig eingesetzt wird, erklärt unser Arbeitsschutz-Spezialist Siegfried Kalteis in diesem Video:
4. Atemschutz
Stäube und Partikel von z.B. Holz oder Beton sind eine nahezu unsichtbare Gefahr für Menschen. Da sie aber im beruflichen Alltag zur Belastung werden können, gibt es verschiedene Schutzmasken. Auch Gase und Dämpfe können zur Gefahr werden und Atem- und Lungenkrankheiten verursachen, wenn man sich nicht richtig davor schützt.
Damit aus den unterschiedlichen Einweg-Partikelfiltermasken (FFP1, FFP2, FFP3) stets die richtige genommen wird, bietet Würth mit einem Farbleitsystem eine Orientierungshilfe, die im Video erklärt wird. Auch wie man sie richtig aufsetzt, führt Siegfried Kalteis vor, denn die Abdichtung an der Nase ist besonders wichtig. Eine hundertprozentige Filterleistung (bei z.B. Lackierarbeiten) kann jedoch nur mit einer Halbmaske erzielt werden:
Wer zur Filterleistung von Schutzmasken noch weitere Informationen benötigt, wird in diesem Blogbeitrag fündig: 4 Tipps für den richtigen Atemschutz.
5. Sicherheitsschuhe
STOP! Ab jetzt ist das Tragen von Sicherheitsschuhen Pflicht!
Genau das gilt im Würth Österreich Logistikzentrum, wie im Video zu sehen ist. Und so wie hier gibt es unzählige Fälle, wo Sicherheitsschuhe verpflichtend zu tragen sind – selbstredend auch auf Baustellen. Daher betritt Würth Arbeitsschutz-Spezialist Siegfried Kalteis diesen Bereich nur mit entsprechenden Schuhen und erklärt hier auch gleich, warum diese so wichtig sind:
Je nach Tätigkeit sind Sicherheitsschuhe mit Zehenschutzkappen (mit Metall, Kunststoff oder Fiberglas verstärkter vorderer Schuhteil) oder Durchtrittschutz (verhindert, dass spitze Teile die Sohle durchdringen) zu wählen. Wie Sie erfahren, wann welche Sicherheitsklasse bei Arbeitsschuhen erforderlich ist und welche Bedeutung die Bezeichnungen S1, S2 und S3 haben, ist in diesem Beitrag nachzulesen.
6. Augenschutz
Ein gutes Sehvermögen nehmen wir wie selbstverständlich hin. Umso mehr ist darauf zu achten, unsere Augen stets zu schützen, denn bereits winzige Partikel können großen, teils irreparablen Schaden anrichten. Für jeden Verwendungszweck die geeignete Schutzbrille zu finden, scheint auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu sein. Auch hier gibt unser Arbeitsschutzexperte Orientierungshilfe: Eine einfache Bügelbrille sollte jedenfalls nicht verrutschen und auf Nase und über den Ohren gut sitzen. Das gelblich-bräunliche Glas nennt sich Kontrastverstärker und hilft, Kontraste bei schlechtem Licht besser erkennen zu können. Optimale Sicht ist daher auch bei wechselnden und diffusen Lichtverhältnissen gewährleistet. Die Brille ist daher auch beim Autofahren und beim Sport ein idealer Begleiter. Ein Tipp für Brillenträger: Mit den Überbrillen, die über der normalen Brille aufgesetzt werden können, sind auch sie bestens geschützt!
Ähnlich einer Skibrille bietet die Vollsichtbrille Schutz für den gesamten Augenbereich und ist luftdicht, damit kein Staub eindringen kann. Ein Gesichtsschutzschirm oder Visier schützt darüber hinaus nicht nur die Augen, sondern das gesamte Gesicht und wird wie ein Helm getragen.
Alle Tipps zum Augenschutz von unserem Experten haben wir auch hier im Video zusammengefasst:
7. Kopfschutz
Ein Schutzhelm ist dort, wo Material und Gegenstände herabfallen können, Pflicht – z.B. auf Baustellen. Da Helme durchgehend über viele Stunden getragen werden, sollte die Wahl auf Modelle fallen, die Belüftungsschlitze aufweisen. Diese sorgen für eine Luftzirkulation und verhindern so übermäßiges Schwitzen. Schutzhelme mit Kinnriemen sind immer dann wichtig, wenn in der Höhe gearbeitet wird und Absturzgefahr besteht. Bei einem Sturz rutscht der Helm dann nicht vom Kopf. Arbeitssicherheitsexperte Siegfried Kalteis weiß darüber hinaus, dass Forstarbeiter mit einer Forsthelmkombination gut beraten sind. Das Stahlgitter schützt in diesem Fall optimal vor abspringenden Holzteilen.
Achtung Elektriker:innen! Wenn unter Spannung gearbeitet wird, muss ein geschlossener Helm ohne Belüftungsschlitze getragen werden. Dafür ist unbedingt auf den Störlichtbogenschutz zu achten!
Eine weitere Möglichkeit, den Kopf zu schützen, auch wenn keine Sturzgefahr besteht, stellt eine spezielle Kappe dar. In beengten Räumen oder unter Autos hilft die sogenannte Anstoßkappe, wie unser PSA-Spezialist aus eigener Erfahrung weiß und im Video erzählt:
Lesen Sie in diesem Beitrag, warum Schutzhelme ein Ablaufdatum haben und welche Faktoren auf dieses Einfluss nehmen.
8. Fallschutz
Wer in der Höhe arbeitet, muss sich durch ein Fallschutz-Set gut sichern. Drei Punkte sind beim Anbringen des Fallschutzes wichtig: Auffanggurt, Verbindungsmittel und Anschlagpunkt. Was sehr theoretisch klingen mag, zeigen wir auch hier zum einfacheren Verständnis in einem Video:
Was tun, wenn es zum Absturz kommt? Dann ist rasches Handeln angesagt, bevor das sogenannte Hängetrauma eintritt. In diesem Fall würde der Auffanggurt die Blutbahnen abdrücken. Um das zu verhindern, sollte man stets die Traumaschlinge am Gurt dabei haben. Sie hilft, dem Druck entgegenzuwirken, damit die Blutzirkulation im Körper aufrecht erhalten werden kann, bis Hilfe eintrifft. Warum ein Absturz immer ein Wettlauf gegen die Zeit ist, ist in diesem Beitrag nachzulesen.
9. Erste Hilfe: Was tun, wenn doch einmal was passiert?
Siegfried Kalteis, Würth Spezialist für ArbeitssicherheitViele Unfälle passieren aufgrund von fehlendem Bewusstsein, Unachtsamkeit oder Stress. Wer glaubt, den einen oder anderen Handgriff schnell ohne Fallschutz, Helm oder entsprechendem Schutzhandschuh erledigen zu können, zahlt oftmals eine hohe Rechnung dafür. Das Wichtigste beim Arbeitsschutz ist: PSA sollte vorher an- und ausprobiert werden und dann bei der Arbeit auch immer getragen werden – AUSNAHMSLOS!
Dennoch muss für Verletzungen und Unfälle im Betrieb vorgesorgt werden. Um Erste Hilfe leisten zu können, sind Notfallausrüstungen ein Muss. In Verbandkästen, die alle Anforderungen an die ÖNORM Z1020 erfüllen, findet man u.a. Wundpflaster und anderes Verbandsmaterial wie Kompressen. Bei manchen Tätigkeiten ist es zudem sinnvoll, eine Augenspüllösung in der Nähe des Arbeitsplatzes zu haben.
Eine Alternative zu klassischen Pflastern sind klebstofffrei und dadurch hautfreundliche Pflaster. Wie diese angewendet werden und welche Wundpflasterspender zur Verfügung stehen, zeigen wir in diesem Video:
10. PSA im Betrieb managen
Die Vielzahl unterschiedlicher Chemieprodukte, Maschinen, Werkzeuge und neuer Technologien, die heute in Unternehmen eingesetzt werden, setzt sowohl für die Anwendung als auch für die Bereitstellung und Lagerung ein fundiertes Fachwissen im Bereich Arbeitsschutz voraus. Der damit verbundene Aufwand lässt sich mit dem Würth PSA-Manager, einer innovativen internetbasierten Dienstleistung, deutlich reduzieren. Dieses Service ist vor allem für Sicherheitsfachkräfte, Sicherheitsvertrauenspersonen sowie für alle Personen, die in Betrieben für Arbeitssicherheit verantwortlich sind, relevant. Denn mit Hilfe dieses Tools kann das PSA-Management einfach administriert werden – noch dazu kostenfrei für Würth Kund:innen!
Für Fragen stehen die Würth PSA-Expert:innen unter psa@wuerth.at gerne zur Verfügung.
Auf unserer Website finden Sie darüber hinausgehend wertvolle Informationen rund um den betrieblichen Arbeitsschutz.